Mit dem Zug von Battambang nach Phnom Penh

Heute Nacht habe ich noch besser geschlafen, als die Nacht zuvor. Bei mir auf der 3. Etage war es total ruhig, so daß ich um 6 Uhr wie üblich aufgestanden bin. Nach der Morgentoilette und ein bisschen Fernsehen habe ich mich kurz nach 7 Uhr auf den Weg zum Frühstück gemacht. Einige Mönche waren auch schon auf der Suche nach Spenden und Gaben.

An der Ecke 106. und 117. Straße habe ich dieses Frühstückslokal mit dem Namen មីគាវលីលី (keine Ahnung was es übersetzt heißt) gefunden.

Wieder sind alle Speisen und Gerichte nur in Khmer Sprache angeschrieben und keiner der Angestellten spricht Englisch. Ich schaue mir die Bilder an und zeige auf das Bild, welches mir am meisten zusagt.

Als Erstes bekomme ich eine große Tasse mit heißem Wasser, eine kleine Teetasse und ein Teekanne gefültt mit Tee gebracht. Wofür die große Tasse ist, konnte ich später bei anderen Gästen beobachten. Sie kann zum desinfizieren, der Essstäbchen und des Bestecks genutzt werden. Leider habe ich in Unwissenheit eine Suppe mit gelben Nudeln und Rindfleisch Einlage bestellt. Das normale Fleisch ist etwas zäh, schmeckt dafür aber ganz ok. Die Fleischbällchen schmecken mir garnicht, dafür sind die mit Schweinefleisch gefüllten Teigtaschen lecker.

Als es ans Bezahlen geht, kann die Frau dann doch ein bisschen Englisch und sagt 2,5 US$. Ich gebe ihr 10.000.- Riel, was der Preis in Kambodschanischer Währung ist.

Da ich Heute, wie auch gestern, nicht mehr viel unternehmen werde, laufe ich in Richtung Central Markt und komme an diesem Platz vorbei. Die Statue zeigt einen Mann, der Waren auf seiner Schulter transportiert.

Also ich bin nicht sehr empfindlich, aber dieser Wochenmarkt hier ist in Sachen Frischfleisch schon eine ganze Nummer extremer, als die Märkte die ich zuhause in Thailand gewöhnt bin. Als Kühlung gibt es dort üblicherweise auch nicht, aber ein bisschen hzgienischer sieht es dann schon aus. Dieser Frau ist gerade dabei Schweinfüsse zu enthaaren.

Auch hier auf dem Markt sind ein paar Mönche auf der Suche nach Gaben an einem Marktstand stehengeblieben. Die Frau übergibt ihnen Bargeld von Hand zu Hand. In Thailand würde das nicht gehen. Frauen ist es nicht erlaubt direkten Kontakt zu Mönchen zu haben und diese zu berühren. Entweder muß ein Mann in die Übergabe eingeschaltet sein oder der Gegenstand wird zur Mitnahme durch den Mönch vorher abgelegt.

Auf dem Central Markt, im hinteren Bereich in der Nähe des Glockenturms, gibt es einen Laden neben dem Anderen wo Frauen an Nähmaschinen sitzen und vermutlich Reparaturen oder Änderungen machen.

Ich laufe dann weiter an die Flußpromenade, unmittelbar hinter dem Markt, suche mir eine Bank an einem schattigen Plätzchen und schreibe noch ein bisschen auf meinem Laptop.

Wenn man weiter an der Promenade in Richtung Schnellstraße 5 läuft, kommt man an der Statue eines hiesigen Adligen vorbei.

Ebenso am Flussufer, schräg gegenüber eines großen Schulgebäudes, steht dieses für mich wunderschöne Gebäude in Khmer Architektur.

In der 2. Straße findet sich dieser Eingang zu einer Tempelanlage, mit mehreren verschiedenen Sehenswürdigkeiten.

Der Haupttempel kann nicht besucht werden, da alles umzäunt und verschlossen ist.

An der Mauer zur 2. Straße stehen diese kleine Stupa und ein paar goldfarbene Schmuckstücke.

Direkt dahinter finden sich 2 Gräber mit Grabsteinen, auf denen sich Chinesische Schriftzeichen befinden.

Hinter den Grabsteinen geht es eine kleine Treppe hoch zu einem weiteren kleinen Gebäude.

Hier wird Zuckerrohr Saft in mühsamer Handarbeit mit einer Presse zum Verkauf zubereitet.

Nachdem ich im Hotel ausgecheckt habe, deponiere ich dort bis zur endgültigen Abreise meine Tasche. Zur Mittagszeit laufe ich wieder zu dem Laden, in dem ich gestern schon zu Mittag gegessen habe. Ich hatte dem Besitzer, mit dem ich mich sehr gut in Englisch unterhalten habe, versprochen Heute nochmals vorbeizuschauen, um ein von ihm empfohlenes Kambodschanisches Nationalgericht (Lok Lak) zu probieren.

War zwar wieder mit Rindfleisch, hat aber trotzdem gut geschmeckt und das Fleisch war nicht zu zäh. Ich lasse mir noch eine Portion Nudeln mit Gemüse zum mitnehmen für die Zugfahrt richten. Während er kocht laufe ich noch schnell zu 7Eleven und kaufe eine große Flasche Wasser, ein paar Bananen und Kekse als weiteres Proviant für die Fahrt. Auf dem Rückweg hole ich meine Nudeln ab. Für beide Gerichte zusammen bezahle ich 21.000.- Riel, als gerade mal 5.- US$.In meiner Unterkunft warte ich unten an der Rezeption bis es soweit ist zum Bahnhof zu laufen. Die Strecke dorthin schaffe ich zu Fuß in 8 Minuten. Die meisten Leute kommen mit einem der vielen Tuk-Tuks, die hier ihre Dienst anbieten.

Als ich um 14:20 Uhr eintreffe, ist der Warteraum im Gebäude schon etwas gefüllt. Es sollten bis zur Abfahrt noch mehr Leute, auch Abholer des ankommenden Zuges aus Phnom Penh, werden.

Am Ende des Bahnsteiges 1 steht ein Güterzug der ausschließlich mit Sand beladen ist und kurz vor 15 Uhr wegfährt, um Platz für unseren Zug zu machen.

Eine Bahnangestellte kommt zu mir und sagt, daß sich die Abfahrt (geplant 15 Uhr) Heute um ca. 20 Minuten verzögern wird, der Zug aber bald ankommt. Um 15:04 Uhr fährt unserer Zug, der aus 2 Waggons besteht, ein.

Es steigen einige Leute hier aus und ich laufe in den vorderen (in Fahrtrichtung gesehen) Wagen und suche mir einen Platz an einem geöffneten Fenster in der Nähe eines funktionierenden Deckenventilators. Alle Anderen haben im hintern Waggon Platz genommen. Noch vor Abfahrt kommt die Zugbegleiterin zu mir und weißt mich darauf, daß ich auch in den hinteren Waggon muß. Dieser Waggon habe keine Toiletten und der Wechsel der Waggons (über eine Brücke) sei für Fahrgäste nicht erlaubt.

Also suche ich mir einen Platz an einem offenen Fenster im hinteren Waggon und werde fündig. Die Zugbegleiterin will meine Fahrkarte, die ich gestern gekauft habe, sehen und behält sie ein.

Als wird endlich loskommen ist es 15:34 Uhr, was schon eine Verspätung von über einer halben Stunde bedeutet. Im Waggon sitzen bei Abfahrt grob gezählt ca. 20 Fahrgäste. Ich habe bei Abfahrt meinen GPS Tracker aktiviert und so sehe ich genau die Route, wie schnell wir jeweils fahren und welche Strecke wir in jeder Stunde zurückgelegt haben. Die erste Stunde sieht nicht so vielversprechend aus, wir sind nur 41 Kilometer gefahren. Der Zug erreichte dabei eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 60 km/h, fährt aber meistens zwischen 40-50 km/h.

© iOS App Open GPX Tracker

Im Waggon ist es sehr warm und nur durch den Fahrtwind bei geöffneten Fenstern erträglich. Leider werden hier die meisten Felder auch gebrandrodet, was bedeutet das viele kleine schwarze Ascheteile durch die Luft und auch in den Zug gewirbelt werden. Es ist bei einer Fahrt mit dem Zug unbedingt davon abzuraten weiße Kleidung zu tragen.

Um 16:44 Uhr erreichen wird mit einem kurzen Stop unseren ersten Halt in Moung Ruessei. Es ist weder Jemand ein- noch ausgestiegen.

Da die Bahnstrecke die ersten 3 Stunden der Fahrt hier in etwa parallel zur Schnellstraße 5 verläuft, stehen hier immer wieder diese Funkmasten und man hat quasi durchgängig guten LTE/4G Empfang. Das sollte sich später etwas ändern.

Um an dieser Weiche auf die andere Spur zu wechseln, brauchen wir in Schrittgeschwindigkeit ca. 5 Minuten. Keine Ahnung, was das Problem war.

Die zweite Stunde der Fahrt ist um 17:34 Uhr vorbei und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich etwas verbessert. Wir haben insgesamt 86 Kilometer, bei einem Durchschnitt von 43 km/h zurückgelegt.

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Um 17:51 Uhr machen mir einen schnellen Halt in Bakan – Trapeang Chorng, wo auch ein Mann über das Gleisbett zusteigt. Einen Bahnsteig habe ich hier nicht gesehen.

Um 18:11 Uhr machen wir einen Stop in Pursat, wo einige Leute bei uns einsteigen. Zunächst dachte ich, daß auch viele Fahrgäste aussteigen.

Da hatte ich mich aber getäuscht, denn die sind nur raus, um bei dem 10-minütigen Verpflegungsstop, hinter diesem Zaun sich mit kühlen Getränken und Speisen einzudecken.

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, daß im Zug selbst weder Getränke noch Essen gekauft werden können. Soweit ich es mitbekommen habe, war dies der einzige Halt in dieser Art und Länge.

Nach 3 Stunden Fahrt um 18:34 Uhr ist die Durchschnittsgeschwindigkeit unter 40 km/h gesunken und wir haben 118 Kilometer zurückgelegt.

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Jetzt entfernen wir uns immer weiter von der Schnellstraße 5, dementsprechend wird das Handynetz (zumindest Metfone, welches ich benutze) deutlich schlechter und es gibt oft nur Edge bzw. gar keinen Empfang. Das es mittlerweile dämmert, sieht man immer weniger von der vorbeiziehenden Landschaft.

Um 19:16 Uhr schaffe ich bei unserem Halt in Krakor – Chheu Tom trotz der Dunkelheit noch ein Foto des Bahnsteiges zu machen.

Hier steigen 2 Frauen bzw. 1 Frau und ein ehemaliger Mann ein, deren Handy an den Händen festgewachsen scheint und in Abständen von 10 Sekunden signalisiert (Bing, Bing, Bing) das eine neue Nachricht eingetroffen ist. Da ich meine Airpods in den Ohren habe und einen Film auf dem Laptop schaue, stört mich das momentan nicht.

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Etwa 1 Minute später, nach nunmehr 162 gefahrenen Kilometern, halten wir mitten in der Pampa in Tuek Phos – Krang Skear. Es steigt weder Jemand ein, noch aus.

Nach mehr als 4 Stunden Fahrt und einer großen Flasche Wasser muß ich jetzt mal dringend auf die Toilette am Ende des Waggons. Ich wollte es so lang wie möglich hinausschieben, aber jetzt geht es nicht mehr. Allerdings bin ich positiv überrascht. Es ist einfach, aber nicht schmutzig und es gibt fließend Wasser, Seife und Papierhandtücher.

Die nächsten Stunden von 20:34 bis 23:34 Uhr zeigen, daß die Durchschnittsgeschwindigkeit, je länger wir unterwegs sind, immer weiter sinkt und nach 8 Stunden und 266 gefahrenen Kilometern nur noch bei 33 km/h liegt.

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Das liegt daran, daß wir oft nur noch mit 15 km/h herumtuckern und vor beschrankten und unbeschrankten Bahnübergängen an Straßen immer wieder sehr lange warten müssen. Ich gehe mal davon aus, daß es immer eine Zeit dauert, bis die verantwortliche Person mit Warnweste und Leuchtstab persönlich vor Ort ist.

Mittlerweile habe ich meine Airpods weggelegt und jetzt fällt mir auf, daß ich von lauter modernen Menschen umgeben bin. Vorne ständig Klingeltöne und lautes telefonieren mit eingeschaltetem Lautsprecher bei maximaler Lautstärke. Hinter mir einheimische Videos und Musik über Lautsprecher ebenfalls in maximaler Lautstärke. Ich komme mit vor wie in einem Irrenhaus. Bin ich der Irre? Dieser Zeitgeist gefällt mir nicht, keinerlei Rücksicht! Ich bitte den hinter mir, das Ganze etwas leiser zu machen. Der kommt meiner Bitte nach, hat aber dann mein Anliegen nach 10 Minuten wieder verdrängt und es geht von vorne los. Jetzt mache ich meinem Unmut nach vorne und hinten laut Luft. Die Blicke sämtlichen Insassen sind auf mich gerichtet. Die denken, der Ausländer, jetzt dreht er durch. Ist mir egal. Sie scheinen mich aber verstanden zu haben, obwohl außer der Zugbegleiterin bestimmt Niemand Englisch kann. Es läuft die letzte Stunde der Fahrt alles in geregelter Lautstärke ab, aber es würdigt mich keiner mehr eines Blickes. Eine Minute nach Mitternacht kommt unser Zug im Bahnhof von Phnom Penh an.

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Die Bilanz ist ernüchternd, 275 gefahrenen Kilometer, Fahrtzeit 8 Stunden und 27 Minuten bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade mal 32 km/h.

Sitzen kann ich schon seit einigen Stunden nicht mehr und bin froh das wir da sind und ich ein bisschen laufen kann. Nachdem ich auf dem Bahnsteig des Kopfbahnhofes bin, laden sie aus unserem vorderen Waggon irgendwelche Kartons und Waren aus.

Während ich noch einmal einen Blick zurück auf unseren Zug werfe, habe ich schon beschlossen, daß dies das erste und letzte Mal war, diese Fahrt gemacht zu haben. Da muß sich erst noch einiges ändern, daß ich dies wiederholen werde.

Auf dem Bahnsteig werde ich schon vom Ersten angesprochen, ob ich eine Fahrgelegenheit brauche. Trotz der späten Stunde, muß ich mich noch ein bisschen bewegen und beschließe zur Unterkunft (ca. 1 Kilometer) zu laufen. Ich gehe um das  Bahnhofsgebäude und mache ein Foto davon von vorne. Auf dem leuchtenden Schild auf dem Gebäude steht Royal Railway.

Gut, das meine Unterkunft eine 24 Stunden besetzte Rezeption hat. 15 Minuten später bin ich schon in meinem Zimmer. Die Buchung hier hat mich für 4 Nächte (allerdings ohne Frühstück) 110.- US$ gekostet.

Man sieht gleich, daß es hier etwas Besseres ist. Die Einrichtung ist schon schicker und moderner und es ist überall sauber.

Auch das Bad ist sauber und nach einer ausgiebigen Dusche, falle ich gegen 1 Uhr doch ziemlich kaputt ins Bett und schlafe gleich ein.

Morgen werde ich noch kein Sightseeing machen, sondern lediglich die Umgebung ohne konkrete Ziele etwas ablaufen und sonst nur relaxen.



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