Von Eugene in die Hauptstadt Oregons

Der Nacht war wieder ruhig und ich konnte ohne bemerkbare Unterbrechung schlafen. Heute Morgen, kurz vor 7 Uhr, bin ich dann vom knarrenden Holzboden im Zimmer über mir aufgewacht. War nicht schlimm, denn ich war schon fit. Draußen hatte es nur 10 Grad Celsius und dementsprechend frisch war es auch im Zimmer. Bevor ich ins Bad bin, habe ich erst mal die Heizung für ein paar Minuten angeworfen. Nicht das ich noch Frostbeulen beim Duschen bekomme.

Wenn ich auch nicht viel erwartet habe, bin ich dann zur Rezeption, wo ein kleines Frühstücksbuffet aufgebaut war.

Es gab jede Menge Baggels, andere verpackte Sachen und neben Kaffee (den konnte ich schon draußen vor der Türe riechen) eine große Auswahl an Tee. Da es keinerlei Sitzgelegenheit gab, packe ich den Tee und das Essen auf eines der dort bereit gestellten Tablets und nahm alles mit aufs Zimmer. Da es dort auch keinen Tisch gab, stellte ich Alles auf das Bett und aß dort.

Natürlich aß ich nicht Alles und packte die Snacks für den Tag über in meinen Rucksack. Nach dem Beladen des Autos und dem Checkout fuhr ich erst einmal aus der Stadt heraus in Richtung Portland.

Meine heutige geplante Etappe sind lediglich 66 Meilen oder etwa 100 Kilometer. Blauen Himmel und/oder Sonnenschein gab es Heute nicht, auch nicht als ich auf der Interstate 5 war, die direkt zum meinem Ziel führt. Es begann sogar ganz kurz etwas zu tröpfeln.

Etwa 10 Meilen vor meiner Ankunft gab es wieder viele Weinberge und auch dazugehörige Weingüter. Im Willamette Valley leben etwa 70 % der Bevölkerung Oregons, vorwiegend in den fünf größten Städten des Bundesstaates.

Das Tal ist eine der fruchtbarsten Agrarlandschaften der Welt, was auf die Missoula-Fluten der letzten Eiszeit zurückgeführt wird. Hier siedelten viele Europäer in den 1840er Jahren, die über den Oregon Trail in das Gebiet eingewandert waren. Im 20. Jahrhundert wurde das Tal zu einem großen Weinanbaugebiet, wo die Rebsorten Pinot Noir und Pinot Gris sehr gut gedeihen. Direkt daneben befindet sich ein Freizeitpark für Kinder mit dem Namen Enchanted Forest. Es ist noch nicht geöffnet, aber es hat sich schon eine riesen Schlange vor dem Einlass gebildet.

Wer vermutete (wie ich auch) das Portland die Hauptstadt des Bundesstaates Oregon ist, der wird nun eines Besseren belehrt. Salem ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Oregon und zugleich Sitz der County-Verwaltung des Marion County. Nach etwas mehr als 1 Stunde Fahrzeit komme ich in der drittgrößten Stadt Oregons an, 2023 lebten hier 177.432 Menschen.
Ich fahre immer in Richtung Downtown und als ich rechts den Amtrak Bahnhof Salems sehe, mache ich einen kurzen Fotostop.
Im Wartesaal ist nichts los und da es im Vergleich zu draußen (14 Grad und windig) angenehm warm ist, sitzt nur eine Obdachlose zum Aufwärmen drin.
Der Bahnhof Salem wird von Amtrak-Cascades-Korridorzügen von und nach Portland, sowie vom Fernverkehr Coast Starlight (Strecke Seattle nach Los Angeles) bedient.
In Downtown Salem ist Heute (vermutlich wegen Sonntag) sehr wenig Verkehr. Auch gibt es unendlich viele freie Parkplätze, die sogar Samstags und Sonntags kostenlos sind.
Ich stehe direkt hinter der Bücherei (State Library) und mache mich von hier aus zu Fuß auf den Weg.
Mein eigentliches Ziel ist das Oregon State Capitol, in dem die gesetzgebende Körperschaft des Bundesstaates sowie die Büros des Gouverneurs, des Außenministers und des Schatzmeisters des US-Bundesstaates Oregon untergebracht sind. Am Haupteingang wird gerade gebaut, so daß die orangenen Bauplane etwas die Sicht versperren. Und nebenbei bemerkt sind Bilder mit blauem Himmel meistens schöner, als mit Wolken.
Auch der Capitol Brunnen, der sich vor dem Capitol im Capitol State Park befindet, ist derzeit Baustelle und eingezäunt.
Zwischen den Steinplatten sind im ganzen Park für jedes County im Bundesstaat Oregon einer dieser Platten ausgelegt. Hier ist die Platte für den Marion County, dessen Verwaltungssitz ebenfalls in Salem ist.
Das Oregon World War II Memorial für Veteranen des Zweiten Weltkriegs befindet sich in einem kleinen Park seitlich des Oregon State Capitol. Morgen, 26.05.2025, ist übrigens die Memorial Day, ein Feiertag, in den USA.
Ringsum sind alphabetisch in Granit Namen von Gefallenen eingraviert. Auf der Bronzetafel wird die Beteiligung von Oregons Einwohnern während des 2. Weltkrieges thematisiert. So haben im 2. Weltkrieg 146.633 Bürger Oregons (davon 3.540 Frauen) gedient. Gefallenen sind 3.771 Bürger und mehr als 5.000 wurden verwundet.

Ebenfalls im Wilson Park, neben dem Capitol, stehen diese Bronzeskulpturen mit dem Namen „A Parade of Animals“ oder „Parade of Animals“. Die Installation zeigt drei Gruppen musizierender Tiere. Eine davon zeigt zwei übereinander gestapelte Frösche; der untere läuft auf Stelzen, der obere spielt Ziehharmonika. Eine weitere zeigt zwei Krokodile, von denen eines Trommel und Horn spielt. Die dritte Skulptur zeigt drei Nagetiere, von denen eines ein Horn trägt.

Zu Ehren der Helden und in Erinnerung an die Gefallenen des Vietnamkrieges befindet sich direkt daneben das Vietnam Veterans Memeorial.

DIE RÜCKKEHR EINES SOLDATEN
von Libby Carruth

Gelassen vor der amerikanischen Flagge steht ein junger Soldat, eingerahmt von einer Granitwand. Aus den meisten Blickwinkeln ist er verborgen – ein Symbol der Anonymität und der unbeachteten Kämpfe heimkehrender Vietnamkriegsveteranen. Die direkte Annäherung an die Skulptur, als blickte man in einen Spiegel, lädt zu einem Moment wahrer Anerkennung, Reflexion und Mitgefühl ein, während seine „unsichtbaren Wunden“ sichtbar werden.

In einer Zeit, in der psychische Gesundheit oft übersehen wurde, verstärkten Herausforderungen wie PTBS, Angstzustände und Entfremdung das Gefühl der Verlassenheit vieler, die ihr Leben unverändert fortsetzen sollten.

Diese Skulptur beleuchtet die Komplexität der Veteranenerfahrungen jenseits sichtbarer Kampfnarben. Sie plädiert für Anerkennung und Unterstützung derer, die so viel geopfert haben.

Hier handelt es sich um ein Bürogebäude (Department of Administrative Services) der Landesregierung.
Hier komme ich an der, in neogothischem Baustil errichteten, First United Methodist Church of Salem vorbei.
Dieser Baum hat mir so gut gefallen, daß ich einfach ein Foto machen mußte.
An dieser Übersichtskarte von Downtown Salem kann man sich ein bisschen orientieren.
Nicht nur in Deutschland oder Thailand gibt es Menschen, die zum überleben den Müll durchstöbern müssen. Auch in den USA und im Gegensatz zu Thailand ist es hier so kalt, daß sie sich mit einer Decke einwickeln müssen.
Apropos kalt, ich trage gerade ein Fleeceshirt und eine Jacke darüber und dennoch sind hier viele Menschen lediglich im kurzen T-Shirt unterwegs.  Mein nächster Stop ist am Capitol Tower oder auch Capitol Center. Es ist ein Bürohochhaus, welches 1927 fertiggestellt wurde und ursprünglich als First National Bank Building bekannt war. Das elfstöckige Gebäude ist das höchste Bürogebäude in Salem.
Auf dem Rückweg zu meinem Auto passiere ich den Courthouse Square, auf dem sich auch ein Busbahnhof befindet.
Mein Auto steht noch unversehrt an gleicher Stelle und ich fahre hier wieder los. Trotz der Tatsache, daß ich seit September 2022 ausschließlich Linksverkehr in Thailand gefahren bin, war der Rechtsverkehr kein Thema und ich hatte keine Probleme mit wieder umzugewöhnen. Insgesamt finde ich das Autofahren in den USA sehr entspannt, wenn es auch ein paar Dinge gibt, die hier ganz anders sind als z.B. in Deutschland. Es gibt hier Straßen mit Kreuzungen, an denen es auf alle 4 Einfahrten STOP Schilder gibt. D.h. niemand hat Vorfahrt und wer zuerst kommt, darf auch als Erstes fahren. Alle Anderen warten hier sehr geduldig.
Es ist natürlich etwas nervig, wenn man auf einer langen Straße fährt und alle paar Hundert Meter kommt so eine Kreuzung. Man muß dann quasi immer anhalten und kommt nicht richtig voran. Bei meiner Vorbeifahrt sehe ich die Salem Center Mall, ein etwas älteres, 1979 eröffnetes, Einkaufszentrum.
Da ich auf Toilette muß und im Freien keine in Sicht war, suche mir in der Nähe des Einganges einen kostenlosen Parkplatz und schlendere zu dem bescheidenen Foodcourt.
Zu Mittag bestelle ich mir hier Philly Cheesesteak Combo für etwas mehr als 12.- US$. Das gibt es in Thailand auch und ich wollte das schon immer mal probieren. Als ich dann sehe, mit wieviel Fett das zubereitet wird und an meinen Magen dachte, habe ich es schon wieder bereut.
Geschmeckt hat es und wie ich es verdaue wird sich zeigen. Im Foodcourt gibt es auch einen Laden mit Eiscreme, 3,50 US$ für eine Kugel, unglaublich.
Langsam wird es Zeit meine Unterkunft für heute Nacht aufzusuchen. Von der Mall sind es mit dem Auto etwa 3 Meilen.
Mein erstes Days Inn (by Wyndham Black Bear) auf dieser Reise. Bei meinen früheren USA Reisen habe ich schon öfters in einem Days Inn übernachtet. Diese Anlage ist richtig groß und hat 2 Bereiche.
Reserviert habe ich das Hotel vor 3 Tagen und der Preis für eine Nacht ist 84,43 US$. Am Checkin sind die üblichen Formalitäten zu erledigen. Frühstück soll es keines geben, lediglich Kaffee am Morgen in der Rezeption.
Das Zimmer ist sehr geräumig und hat die üblichen Annehmlichkeiten. Auch hier gibt es wieder einen großen Samsung TV mit einem HDMI-Anschluß, was mir etwas komfortableres Fernsehen erlaubt.
Das Badezimmer hat, wie die letzten Male, eine Badewanne mit einem Duschvorhang aus Plastik. So lange man noch fit genug ist, über die Wanne zu steigen, dann ist das in Ordnung. Nicht nur das Bad ist, soweit ich das sehe, sauber.
Es gibt hier sogar einen Indoor Swimming Pool, der sogar geöffnet und nutzbar ist. Ich habe zwar eine Badehose dabei, habe es aber nicht so mit dem plantschen.
Wer noch etwas für die Fitness oder die Ausdauer tun möchte, der kann sich hier im Fitness Center die Zeit vertreiben.
Heute Nachmittag habe ich von AirBNB eine Nachricht gesehen, daß meine in Vancouver gebuchte Unterkunft letzte Nacht storniert wurde. Irgendwie habe ich mit Vancouver kein Glück. Nachdem mein Ex-Kollege mich ausgeladen hat, nun noch dies. Deshalb mag ich eigentlich AirBNB nicht, weil man da, ohne Konsequenzen für den Gastgeber, einfach stornieren kann. Dann stehst du da, zum Teil in letzter Minute, ohne Unterkunft. Das ist richtig schei….!
Ich habe dann heute Nachmittag den Gastgeber angeschrieben und nachgefragt, was los ist. Er hat sich sofort gemeldet und sich entschuldigt. Er habe ein Überschwemmungsproblem und weiß nicht, ob er es bis zu meiner Ankunft geregelt bekommt. Wir haben jetzt vereinbart, daß er sich heute Abend nochmals meldet, ob es doch noch was wird. Kurz nach 20 Uhr hat er sich dann gemeldet und wir haben die Buchung wieder erneuert. Hoffen wir mal, daß es jetzt so bleibt.
Morgen geht es dann in einer kurzen Etappe, von etwa 45 Meilen, zum Endpunkt meiner Autoreise nach Portland.


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